Warum sich immer mehr Bräute an die Regel „alt, neu, blau und geliehen“ halten …
Die Hochzeitsgarderobe der Braut hat nicht nur zufällig oft einen blauen Bestandteil – etwas Blaues wird ganz bewusst getragen. Aber nicht nur Blau, auch etwas Altes, etwas Neues und etwas Ausgeborgtes spielen eine Rolle. Der Grund dafür ist ein jahrhundertealter britischer Brauch, der auch in Deutschland immer beliebter wird.
Wieso heiraten wir eigentlich, wie wir heiraten? Wo kommen all die kleinen Rituale und Gepflogenheiten her, die heute eine Hochzeit ausmachen und zur Feier dazugehören? Vieles wird von Traditionen und Bräuchen bestimmt, die sich über Jahrhunderte entwickelt haben. Das weiße Hochzeitskleid der Braut oder die Trauringe z. B. sind das Hochzeitssymbol schlechthin, doch es gibt unzählige weitere Elemente, Symbole und Gesten, ohne die eine Hochzeit keine richtige Hochzeit wäre.
Das Werfen des Brautstraußes kennt jeder, und auch die ans Hochzeitsauto gebundenen Blechdosen sind „typisch Hochzeit“. Auch das gemeinsame Holzsägen des Brautpaares hat bestimmt schon jeder einmal irgendwo gesehen. Dazu gesellen sich aber Dutzende weitere Bräuche, die mal mehr und mal weniger bekannt sind: Alte und neue, traditionelle und moderne. Aber auch regionale Bräuche, die nur in bestimmten Landstrichen zu einer Hochzeit dazugehören, erfreuen sich nach wie vor großer Beliebtheit.
Der „Something old“-Brauch
Aus England kommt seit einigen Jahren ein weiterer hinzu, vor allem seit der ausgedehnten medialen Berichterstattung über die royalen britischen Märchenhochzeiten ist er auch nach Deutschland geschwappt und findet inzwischen auch bei den Bräuten „auf dem Kontinent“ großen Anklang. Der Brauch besagt: Wenn die Braut heiratet, soll sie etwas Altes, etwas Neues, etwas Geliehenes und etwas in Blau tragen.
Es ist ein Hochzeitsbrauch, der das Gute symbolisiert, und dabei auch ein wenig mit dem Aberglauben der Braut spielt. Ein besonderer Zauber haftet diesem Hochzeitsbrauch an, denn er wirkt wie aus dem Märchen, verbindet Alt und Neu auf zauberhafte Weise. Die ihm innewohnende Lyrik ist praktisch mit Händen zu greifen, sie wird anlässlich der Hochzeit buchstäblich in die reale Welt getragen. Die Briten nennen den Brauch kurz einfach nur „Something old“, in voller Länge lautet der Spruch:
„Something old, something new, something borrowed, something blue, and a silver sixpence in her shoe.“
Auf Deutsch also: Etwas Altes, etwas Neues, etwas Geborgtes, etwas Blaues – und eine 6-Pence-Münze im Schuh. Die Sixpence-Münzen, die im 16. Jahrhundert erstmals geprägt wurden und bis 1973 ein offizielles Zahlungsmittel waren, sind seit jeher ein Glückssymbol in Großbritannien, so wie bei uns etwa der Glückspfennig.
Ganz so wörtlich nimmt man den Vers aber nicht, auch englische Bräute treten nicht unbedingt mit Kleingeld im Schuh vor den Altar. Im übertragenen Sinne bedeutet es, dass die Brautschuhe „mit Pfennigen“ angespart wurden, also „das ganze Kleingeld im Schuh steckt“ (das Schuheansparen existiert auch als eigener Brauch schon sehr lange, heute werden natürlich Cents gesammelt). Dies soll die Sparsamkeit der künftigen Ehefrau symbolisieren.
Aber eine der oft jahrhundertealten Münzen wird oft als Talisman bei sich getragen oder anlässlich der Hochzeit gemeinsam mit Glückwunschkarten dem Brautpaar geschenkt. Wenn der Reim wörtlich befolgt wird, dann wird der Sixpence in den linken Schuh gesteckt – ursprünglich vom Brautvater.
Der moderne Brauch konzentriert sich heutzutage jedoch auf die vier genannten Eigenschaften:
Alt, neu, gebraucht und blau – all das soll die Braut in ihr Hochzeitsoutfit integrieren. Den Eigenschaften kommt jeweils eine eigene, ganz besondere Bedeutung zu:
Etwas Altes – Das Alte symbolisiert die Familientradition. Hier lässt sich perfekt in die eigene Familienhistorie eintauchen: Ein geerbtes Schmuckstück, aber auch ein Teil des Hochzeitskleides der Mutter oder Großmutter kann diesen Part abbilden.
Etwas Neues – Das Neue steht für den Neubeginn als verheiratetes Paar, den neuen gemeinsamen Lebensweg von Mann und Frau. Auf der praktischen Seite ist es die am einfachsten zu erfüllende Voraussetzung: Das Hochzeitskleid selbst, ein Teil davon, die Schuhe, Brautstrauß oder auch die Ringe können neu sein und gelten damit als dem Brauch entsprechend.
Etwas Geliehenes – Das Ausgeborgte symbolisiert den Zusammenhalt, das Füreinandereinstehen und die Verlässlichkeit, auf die man in der Ehe, aber auch im Freundes- und Familienkreis bauen kann. Die meisten Bräute kommen dieser Vorgabe nach, indem sie sich ein Kleidungsstück oder Accessoire von einer Freundin leihen – idealerweise von einer bereits glücklich verheirateten Freundin.
Etwas Blaues – Die blaue Farbe steht für die Treue, das Ehrliche, aber auch für Bescheidenheit und Liebe. Hier ist die Kreativität und der persönliche Geschmack der Braut gefragt: Blau kann jedes passende Accessoire sein, z. B. eine Blüte im Haar, aber auch ein Strumpfband, wenn der Farbton nicht herausstechen soll. Auch blaue Schuhsohlen wurden schon gesichtet. Es muss aber zum Braut-Outfit gehören – der blaue Anzug des Bräutigams gilt nicht.
Wie sich die Braut im Einzelnen auch entscheidet: der Brauch erlaubt viele Variationen und ist gerade deswegen so faszinierend und sympathisch, weil er so zurückhaltend und unauffällig daherkommt. Er bringt nicht nur ein Stückchen britische Noblesse in die Hochzeit, sondern auch viel Romantik und Gefühl.
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